Wiederholbare Ergebnisse - beweisbare Qualität
ProzessStandard Offsetdruck für eine sichere Produktion

ISO 12647-2:2013 – was ist neu? 

Fachkongress für die grafische Industrie zur Überarbeitung der ISO 12647-2:2013 in Frankfurt/M. – Ergebnisse und Praxisempfehlungen

Darüber waren sich die elf Referenten und die 180 Teilnehmer des erfolgreichen PSO-Kongresses einig: die aktualisierte ISO 12647-2:2013 und die Produktion nach dem ProzessStandard Offsetdruck (PSO) bieten entscheidende Vorteile! Der Kongress mit dem Titel: „ISO 12647-2:2013: zurück zur Normalität der Normung“ fand am 2. März in Frankfurt/M. statt. 

Seit Jahren ist der Prozess-Standard Offsetdruck, der auf der ISO 12647-ff. basiert, in den Druck- und Medienunternehmen etabliert und als Bestandteil des Qualitätsmanagements unverzichtbar. Einheitliche Verfahrenswege, Vorgaben und Toleranzen erleichtern die Kommunikation und Produktion gleichermaßen. Die Neuerungen der letzten Revision ISO 12647-2:2013 mit den entsprechenden Arbeitsmitteln wurden nach aufwändigen Testreihen im September 2015 für die Produktion freigegeben. 

Aktualisierte Norm
Die aktualisierte Norm, aus der sich der ProzessStandard Offsetdruck und der MedienStandard Druck ableiten, stehen in Verbindung mit weiteren Normen, die für eine erfolgreiche Umsetzung relevant sind: 

• ISO 13655:2009 für Messbedingungen,
• ISO 3664:2009 für die Abmusterung
und 
• ISO 12647-7:2013 für den Prüfdruck. 

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Der Kongress fand bei den über 180 Teilnehmern durchwegs positive Resonanz. 

Entscheidende Vorteile in der Praxis

Die Umsetzung in die Praxis verspricht entscheidende Vorteile – gerade hinsichtlich der Berücksichtigung von optischen Aufhellern in aktuellen Papieren – sie muss aber auch genau geplant werden. Dr. Andreas Kraushaar von der Fogra (München) vermittelte anschaulich einen Einblick in die Arbeitsweise der ISO-Gremien und der Normungsarbeit. In der überarbeiteten Norm wird erstmalig die messtechnische Bewertung aufgehellter Bedruckstoffe gefordert und beschrieben. Dadurch soll das Problem der optischen Abweichungen zwischen messtechnisch verifizierten Prüfdrucken und der visuellen Beurteilung von Auflagendrucken aufgehellter Papieren gelöst werden. Ausführlich erklärte Kraushaar die wichtigsten Punkte der Revision wie z.B. die einheitlichen Tonwertkurven aller vier Farben, die Erweiterung der Papierdefinitionen von 5 auf 8 Substraten. „Die Übergangsphase wird nicht leicht, aber Sie können sie nutzen, um Ihre Kunden von der Kompetenz in ­Farbe zu überzeugen“, adressiert Kraushaar das Auditorium. 

 

PSO erleichtert die Anwendung der Normen

Im Rahmen seines Vortrags unterstrich Harry Belz, Referent Technik und Forschung des Bundesverbandes Druck und Medien (bvdm), den großen betriebswirtschaftlichen Wert standardisierter Arbeitsweisen. Gleichzeitig bezog er Stellung zum Thema Überregulierung: „Normung muss der Praxis dienen, nicht umgekehrt“, brachte es Belz auf den Punkt. Der ProzessStandard Offsetdruck erleichtert das Anwenden der Normen, indem er ihren Sinn, ihre Regeln und deren Anwendung erklärt, widersprüchliche oder mehrdeutige Vorgaben interpretiert, Regelungslücken und unsinnige Vorgaben benennt und möglichst durch sinnvolle Empfehlungen ersetzt. Der PSO gibt auch Tipps und Hintergrundinformationen zum Einrichten und Steuern von Produktionsprozessen sowie zur Qualitätssicherung.

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Mustafa Dilek, GMG, berichtete über die Anforderungen an neue Proofsubstrate. 

Anbieter beziehen Stellung zu PSO

Neben der Vorstellung der Neuerungen der ISO 12647-2:2013 übernahmen in der Folge bekannte Hersteller die Aufgabe, anhand ihrer Lösungen nötige Investitionen und deren Notwendigkeit in der Produktion vorzustellen und zu erläutern.

Proof
Mustafa Dilek, GMG, vermittelte einen Einblick in die Anforderungen an neue Proofsubstrate und die Entwicklungsarbeit des Unternehmens. Erst in den praktischen Tests der Umsetzung zeigte sich, welche Testwerte und Profile tatsächlich den gewünschten Match von Proof und Druck erzeugten.

Messtechnik
Eine klare Definition und Vorgaben an aktuelle Messtechnik erläuterte in der Folge Albin Baranauskas, Techkon. Er erklärte nochmals im Detail den Einsatz und den Unterschied der einzelnen Messverfahren von M0 bis M3 und deren Anwendungsgebiete genauso wie die unterschiedlichen Messbedingungen und deren fachrichtige Interpretation und Einsatzgebiete.

Abmusterungsbedingungen 
Dass eine fachrichtige Abmusterung aufgehellter Materialien nur mehr unter der richtigen Beleuchtung möglich ist, und wie sich Mischbeleuchtung auf die Produktion auswirken kann, wurde anschaulich von Abdel H. Naji, Just Normlicht, dargestellt. Er besprach sowohl die Abmusterungsbedingungen im Vergleich zur Raumbeleuchtung als auch die Voraussetzungen, um Beleuchtungsumgebungen auch richtig zu messen und zu bewerten.

Messwerte
Den Abschluss des Vormittags bildete die Stellungnahme von Dr. Michael Seydel, Heidelberger Druckmaschinen. Er stelle deutlich dar, dass Messwerte einer Regelanlage nur Relativwerte liefern können, die – je nach Messerfahren – zu den gewünschten Endergebnissen in Relation gesetzt werden müssen. Somit bleibt den Unternehmen – unabhängig von der verwendeten Messtechnik – nicht erspart, in Druck- und Messtests den Drift der verwendeten Farbe auf den Individuellen Substraten zu bestimmen.

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Harry Belz, Referent Technik und Forschung des Bundesverbandes Druck und Medien (bvdm): „Normung muss der Praxis dienen, nicht umgekehrt“

Tipps für die praktische Umsetzung des PSO

Nach der Mittagspause änderte sich der Tenor der einzelnen Vorträge. Waren am Vormittag die Vorschriften der Norm und ihre Umsetzung mit Hilfe der nötigen Hardware einzelner Hersteller das Thema, so wurde jetzt in den Vorträgen auf die Fallstricke in der praktischen Umsetzung und die richtige Vorgehensweise für die Unternehmen hingewiesen. Henning Rose, Wegner GmbH, stellte in einem Überblick die Vorgehensweise seines Unternehmens bei der Implementierung und Zertifizierung einer funktionalen Hybridproduktion dar.

Anschließend verwies Christian Schreiber, technischer Berater des Verbandes Druck und Medien Nordwest, auf die dringende Notwendigkeit, den Maschinenpark laufend zu prüfen und zu optimieren. „Gerade das teuerste Produktionsmittel wird gerne vernachlässigt. Dabei ist es völlig egal, nach welchen Werten und Zielvorgaben produziert wird: entscheidend ist eine bekannte und zuverlässige Ausgabequalität der Druckmaschine.“  Er erklärte anschaulich, welche langfristigen Vorteile die gemeinsame Optimierung durch Berater und Belegschaft bringen.

Uwe Richter, Berater der PrintXmedia Süd GmbH zeigte die Vorteile einer individuellen Profilierung und Optimierung der Daten für den Druck auf. „Die ISO und der PSO liefern die Eckwerte. Die Standardprofile werden meist als zwingende Vorschrift missverstanden. Dabei sind oft bessere Ergebnisse mit Hausprofilen zu erreichen, die sich zwar an den PSO-Werten orientieren, aber für den eigenen Maschinenpark optimiert werden.“ Das gelte auch für den Einsatz unterschiedlicher Rasterarten und den Farbaufbau in den einzelnen Profilen, die eine sichere Produktion im Drucksaal deutlich erleichtern können.

Gennaro Marfucci, Impressed, referierte über die Vorgaben für einen sicheren Datenaustausch und damit eine saubere Workflow-Steuerung. Die Teilnehmer des Kongresses waren sich mit dem Vortragenden einig, dass die IT-Technik und damit ein optimierter Workflow mit allen seinen Möglichkeiten den Schlüssel zur effektiven Auftraggsteuerung darstellt.

Karl Koch, BasICColor, erläuterte anschaulich, mit welchen bewährten Hilfsmitteln eine effektive und vor allem auch schnelle Kalibration bis hin zum Qualitätsmanagement möglich ist. Die Kennlinenerstellung und Kurvenkorrektur wir erheblich beschleunigt und vereinfacht. Einen großen Schritt in Richtung Qualitätsmanagement stellt die Möglichkeit dar, innerhalb der Mess-Software Daten ins Netz zu laden, aus denen nach Verifizierung und Prüfung nach vereinbarten Kriterien automatisch Qualitäts-Zertifikate erzeugt werden. Auch der Kunde kann die Möglichkeit erhalten, in der Datenbank der Druckerei auf seine Aufträge und deren Bewertung zuzugreifen.

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Angeregte Diskussionen und Gespräche in den Pausen.

Produktionswege auf den Prüfstand stellen

In der abschließenden Podiumsdiskussion betonten nochmals alle Referenten, wie wichtig standardisierte Produktionswege mit modernen Hilfsmitteln für eine reibungslose Fertigung nötig sind. Bedauert wurde allgemein, dass ISO-Werte und PSO-Vorschriften als selbstverständlich angesehen werden, ohne sich allerdings mit den Details und den Möglichkeiten der Optimierung zu befassen. Die Revision der ISO 12647 würde jetzt die Gelegenheit bieten, die Produktionswege auf den Prüfstand zu stellen, und sich Gedanken über individuelle Optimierungsmöglichkeiten zu machen. Ein Statement über die Erwartungen aller Beteiligten an die drupa rundete das Programm ab.
 

Fazit

Der Kongress fand bei den über 180 Teilnehmern durchwegs positive Resonanz. Einige Teilnehmer bedauerten, dass das umfangreiche und straffe Programm nur wenig Zeit erlaubte, sich in Pausen mit den Herstellern und Beratern auszutauschen. 

Allgemein wurde das Konzept begrüßt, dass eine anstehende Optimierung des eigenen Produktionsworkflows sowohl von der Seite der Hersteller als auch von der Seite der Anwender und technischen Berater besprochen wurde. Somit erhielten die Teilnehmer einen umfassenden Überblick sowohl über die nötigen Voraussetzungen als auch über die erforderlichen Maßnahmen für eine erfolgreiche Umsetzung. 

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Podiumsdiskussion mit allen Referenten